Der vom Diplom-Psychologen Rüdiger Görlitz (Buch, Regie, Produktion) und Sanne Kurz (Regie, Bildgestaltung/Kamera), Absolventin der Hochschule für Film und Fernsehen München, realisierte Film greift relevante Themen aus den Bereichen Psychologie und Philosophie sowie den angrenzenden Feldern Medizin und Soziologie auf. Er beschäftigt sich einerseits mit dem hoch interessanten Phänomen bzw. der Fähigkeit des luziden Träumens / Klarträumens und den damit verbundenen Fragestellungen nach der Beschaffenheit des Bewusstseins, der Unterscheidung zwischen Traum und Realität, dem Konstrukt „Ich“ etc. – andererseits thematisiert er aktuelle gesellschaftliche Aspekte rund um soziale Isolation, Mobbing und die Ausgrenzung psychisch beeinträchtigter Menschen anhand der bewegenden und berührenden persönlichen Geschichte einer jungen Frau, Louisa Graf.
„nicht weit von mir“ wurde gefördert vom FilmFernsehFonds Bayern, der Europäischen Union, dem Kulturamt Erlangen sowie der Kulturstiftung Erlangen. Darüber hinaus unterstützten uns einige Sponsoren und unzählige begeisterte helfende Hände.
„nicht weit von mir“ konnte in dieser Form und Qualität nur durch den enormen Einsatz und das Herzblut des gesamten Teams vor und hinter der Kamera realisiert werden, welches komplett ohne Gagen auf Rückstellungsbasis arbeitete. Darüber hinaus wurden zahlreiche Spezialeffekte für die fantastische Traumwelt des Filmes in liebevoller Handarbeit „selbst gefertigt“ – so wurde ein echtes Metall-Bett auf einem See zum Schwimmen gebracht, eine komplette Wohnung mit Moos ausgelegt, ein ganzer Raum zum Kippen gebracht u.v.m.. Das internationale Team bestand aus erfahrenen Filmschaffenden, sowie Film-, Theater- und Medien-StudentenInnen. Gedreht wurde in Bayern. Ebenfalls als erster deutscher Langfilm wurde „nicht weit von mir“ komplett digital in Full HD mit einer Spiegelreflex-Fotokamera gedreht, was im Bereich der Bildgestaltung aufgrund der vergleichsweise geringen Größe der Kamera völlig neue Herangehensweisen und Perspektiven ermöglichte.
Die Musik zum Film schrieb der renommierte Filmkomponist Gert Wilden Jun. („Sophie Scholl“, „Die wilden Kerle“, „Unser Charly“ u.a.). Geschnitten wurde der Film von Trang Nguyen als deren Diplom-Abschlussarbeit an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf. Die Audiopostproduktion erfolge bei BASISBerlin.
Rüdiger Görlitz zum Film:
Auf das extrem faszinierende Thema Klarträumen / Luzides Träumen stieß ich im Rahmen meines Psychologie-Studiums. Schnell wurde mir – als Filmemacher – klar, dass diese beeindruckende Fähigkeit, während des Träumens sein volles Bewusstsein zu erlangen und den Traum aktiv gestalten zu können, ein hoch spannendes Thema für unser Langfilm-Debüt darstellt. Dennoch war zu jeder Zeit klar – wir möchten einen Spielfilm machen, keinen Dokumentarfilm. Und so ist „nicht weit von mir“ eben kein Dokumentarfilm über luzides Träumen, sondern ein Spielfilm, der die berührende und bewegende persönliche Geschichte der Hauptfigur Louisa erzählt – und dabei die Spielbühne der luziden Traumwelt als eine fanstastiscbe Ebene der Erzählung einsetzt. Die Inspiration für Louisas Geschichte wiederum fand ich im Rahmen der therapeutischen Arbeit mit verschiedenen Klientinnen und Klienten, die, ganz wie Louisa, lange Zeit – vor den Augen der Gesellschaft – aufgrund persönlicher negativer Erlebnisse und damit verbundenen psychischer Belastungen ins soziale Abseits geraten waren und gerade wegen ihrer Andersartigkeit gemieden und gedemütigt wurden. Der Film übt bewusst Kritik daran, dass so etwas in der heutigen Gesellschaft möglich ist und bedauerlicherweise viel zu häufig geschieht. Die luzide Traumwelt bietet nachvollziehbarer Weise für Louisa einen enormen Anreiz und eröffnet ihr neue Perspektiven und Möglichkeiten – birgt jedoch gleichzeitig die Gefahr, die Balance zu verlieren. Entstanden ist ein Film, der im Gesamtbild zwar ein Drama ist, jedoch durch seine verschiedenen Ebenen eine Vielzahl an Facetten aufweist und sich nicht so leicht in eine Schublade stecken lässt. Dabei legten wir besonderen Wert auf eine ruhige, elegische Erzählweise im Stil eines Programmkino-/Autorenfilmes weit ab vom auf Kommerz getrimmten 0-8-15-Einheitsbrei. Bei den Publikumsgesprächen im Rahmen unserer kleinen Programmkino-Tour zeigten sich die Zuschauer begeistert und interessierten sich – neben verschiedensten Aspekten zur Geschichte des Filmes und der ungewöhnlichen Produktion – vor allem auch für die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des luziden Träumens bis hin zur Verwendung als therapeutische Intervention bei immer wiederkehrenden Alpträumen z.B. nach Missbrauchserfahrungen und meine Erfahrungen damit als Psychologe.
Sanne Kurz zum Film:
Wir lesen. Mal Drehbücher, mal Gedanken. Und übersetzen das Gelesene in bewegte Bilder. So auch für den Film „nicht weit von mir“, den ich gemeinsam mit dem Regisseur Rüdiger Görlitz als meine Regiedebüt realisieren durfte. Drehte ich bis dato im Langfilmbereich in Australien lebend vor allem Genrefilme – mein Kamera-Spielfilm-Debüt gab 2007 der Australische Thriller „The Line“ – konnte ich mich nun verstärkt einbringen und in Kollaboration mit Ausstattung, Maske und Kostüm gemeinsam mit Rüdiger Görlitz eine komplett neue Welt im Drama entstehen lassen. Zwei Welten, um genauer zu sein. Stellt sich doch der im Film geschilderten öden und tristen Realität eine schillernde und bunte Traumwelt entgegen. Kalt, ohne Sonne, abweisend und kühl muss eine Realität wohl sein, wenn man den Ausweg darin sieht, in Träume zu flüchten. So arbeiten wir stark mit Farb-Codes, sortierten in jedem Regal alles warme, rote, bunte und gelbe aus, nur Brauntöne, kalte Farben und neutrale Schattierungen durften bleiben. Die Lichtgestaltung, die mit ihren weichen Schatten und dem geringen Kontrast sowie kühlen Farben an einen Regentag erinnert, trägt das ihrige dazu bei, dem Alltag gemeinsam mit unserer Protagonistin entfliehen zu wollen. Elegische Ruhe mit langsamen Bewegungen, zäh beinahe, stehen in der filmischen Realität einem bewegten, oft mit Handkamera gedrehtem, schwunghaften und lebendigen Leben in der Traumwelt des Filmes gegenüber. Warme Farben, weich in jeden Raum sickernde, fliessende Sonne stehen für die Farbcodes der Traumwelt. Möglich war die üppige und reiche Umsetzung nur dank vieler engagierter Motivgeber, etlicher Kostümbildner, Make-Up Artists, Beleuchter und Ausstatter. Alle trugen ihr Schärflein bei. Dennoch – last not least: Wirklich umsetzbar wurden unsere großen Pläne für kleines Geld nur durch den Lauf des technischen Fortschritts. Kurz vor Drehbeginn erschien die erste Fotokamera am Deutschen Markt. Ein Fotoapparat, mit dem man Filme drehen konnte, in HD und trotz aller Probleme in ansprechender Qualität, wenn man um die Probleme wusste und diese geschickt umging. So wurde jeder Stoff, jede Tapete auf Moiree Effekte getestet, jedes Makeup auf HD Verträglichkeit ausprobiert, im Grading selbst mit dem Fraunhofer Institut zusammen gearbeitet, um zu optisch zufrieden stellenden Ergebnissen zu gelangen. Heute das Arbeitspferd etlicher „Videografen“, war die Kamera damals brandneu und erlaubte uns den Gang in ein fremdes, unerforschtes Land, in dem wir unsere Träume bauen konnten, wie Louisa, die ihre Träume baut.
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